Qualitätsmanagement, Qualitätsverbesserung

Six Sigma

(Quelle: Elnur_ - depositphotos.com)

25.01.2021 - Sollen Prozesse und deren Ergebnisse nachhaltig verbessert werden, bietet Six Sigma hierzu eine gerne gewählte systematische Vorgehensweise. Ein umfassender Methodenbaukasten kann bei zielorientierter Anwendung für durchschlagenden Erfolg sorgen. Einstieg und zugleich Kernelement von Six Sigma bildet der DMAIC-Zyklus: die Beschreibung, Messung, Analyse, Verbesserung und Überwachung von Geschäftsvorgängen mit statistischen Mitteln.

1. Executive Summary

Six Sigma (6σ) ist ein Managementsystem zur Prozessverbesserung, ein statistisches Qualitätsziel und zugleich eine Methode des Qualitätsmanagements. Ihr Kernelement ist die Beschreibung, Messung, Analyse, Verbesserung und Überwachung (DMAIC) von Geschäftsvorgängen mit statistischen Mitteln.

 

2. Definition

Six Sigma ist ein systematisches Vorgehen zur Prozessverbesserung unter Anwendung analytischer und statistischer Methoden. Das besondere an Six Sigma im Vergleich zu anderen Prozessverbesserungsmethoden ist der mathematische Ansatz. Es wird davon ausgegangen, dass jeder Geschäftsprozess als eine mathematische Funktion beschrieben werden kann.

 

3. Ziele/Nutzen

  • Minimierung der Prozessstreuung, um Kosten zu senken und Qualität und Produktivität zu steigern
  • Bewirken eines Umdenkens innerhalb des gesamten Unternehmens
  • Prozessverbesserung durch Zentrierung und Reduzierung der Prozessergebnisse
  • Reduzierung von Fehler- und Reklamationskosten
  • Vertiefung des Prozess-Know-hows innerhalb der Fachbereiche
  • Identifizierung von Prozessrisiken
  • Transparenz und Vergleichbarkeit der Prozessleistung

 

4. Grundlagen

Eigentlich beschreibt das Wort ‚Sigma‘ die Standardabweichung von der Gauß‘schen Normalverteilung. Mit Six Sigma stellen Unternehmen an sich selbst die Anforderung, dass 99,99966% der Messwerte innerhalb eines vorgegebenen Bereichs liegen müssen – von der Normalverteilung ausgehend liegen nahezu alle Messwerte innerhalb von sechs Standardabweichungen. Bei einem Fehleranteil von 0,00034% bedeutet das, dass nur 3,4 Fehler bzw. Defekte bei einer Millionen Möglichkeiten auftreten. Ein Six Sigma-Niveau entspricht einem Null-Fehler-Prozess.

 

5. Vorteile und Grenzen

5.1 Vorteile

  • Six Sigma generiert nachhaltigen Erfolg und trägt somit wesentlich zum Wachstum und Bestand eines Unternehmens in schnelllebigen Märkten bei
  •  Six Sigma setzt bzw. fordert für jeden Leistungsziele
  • Six Sigma steigert den Wert für Kunden
  • Six Sigma fördert immerwährendes Lernen

 

5.2 Grenzen

Als streng datengesteuertes Qualitätssicherungssystem kann der Six Sigma-Ansatz sehr starr sein und nach dem Planungsprozess zu weniger Flexibilität führen. Dies kann die Kreativität und Innovation eines Teams einschränken.

 

6. Bestandteile/Komponenten/Aufbau/Ablauf

6.1 DMAIC

Der Einstieg in Six Sigma beginnt beim DMAIC-Zyklus. Die Six Sigma-Methode verläuft in den fünf Phasen Define (Definieren), Measure (Messen), Analyse (Analysieren), Improve (Verbessern) und Control (Kontrollieren). DMAIC gibt Six Sigma eine klare Systematik, die zu befolgen ist. Mit der Methodologie können vorhandene Prozesse das hohe Six Sigma-Leistungsniveau erreichen.

 

D – Define

  • beschreibt das vorliegende Problem, wünschenswerte Ziele und Projektparameter für das Verbesserungsprojekt
  • Welcher Prozess ist fehlerhaft? Wer sind die Kunden und welche Kundenbedürfnisse haben sie? Welche Projekt- und Unternehmensziele müssen gesetzt werden, um die Kundenerwartungen zu erfüllen?
  • Mit diesen Definitionen kann ein Arbeitsplan für die Prozessoptimierung festgelegt werden
  • Werkzeuge: Paretodiagramm, CTS-Tree, SIPOC-Modell und Cost of Poor Quality (COPQ)

 

M – Measure

  • Messung der Leistung des Prozesses
  • Ziel: So viele Daten wie möglich für eine genaue Bewertung des Prozesses zu erheben. Dafür wird der Prozess in der Organisation in seine Bestandteile zerlegt
  • Hier kommen verschiedene Werkzeuge (s.u.) zum Einsatz, um die Datensammlung zu visualisieren
  • Die Mängel am verbesserungsfähigen Prozess werden anhand der Daten sichtbar
  • Werkzeuge: Datenerfassungsplan POV, Messsystemtauglichkeit POV, Kanban, Histogramme, Qualitätsregelkarten, Ishikawa, Abc-Analyse, Ursache-Wirkungs-Matrix, Zeitablaufdiagramme, FMEA

 

A – Analyse

  • Die erhobenen Daten der Messphase werden mit den gesetzten Zielen der Definitionsphase verglichen
  • Detaillierte Ursachenforschung, welche die Gründe für Probleme am Prozess verdeutlicht
  • Werkzeuge: Datenerfassungsplan PIV, Messsystemtauglichkeit PIV, Boxplot, Flussdiagramm, Streudiagramm, Hypothesentests

 

I – Improve

  • Für die aufgedeckten Probleme werden passende Lösungen gefunden, ausgewählt und implementiert
  • Dabei wird es oft mehrere Lösungsansätze geben, die miteinander abgewogen werden müssen
  • Kreativitätstechniken vereinfachen die Lösungsfindung
  • Beim Design Thinking kann das Six Sigma-Projektteam z. B. die verschiedenen Lösungen mit Prototypen durchspielen, um sich in jede Option aus Kundensicht hineinzuversetzen. So kann der beste Weg für den Kunden gefunden werden.
  • Werkzeuge: Brainstorming, Konsens, Kreativitätstechniken, Design of Experiments (DOE), Priorietätenmatrix, Gantt-Diagramm, Prototyping, SPC, FMEA

 

C – Control

  • Die gefundene Verbesserung wird umgesetzt und standardisiert
  • "Control“ bedeutet, dass die Prozessverankerung kontinuierlich überwacht und dokumentiert werden muss
  • Was sind die Lessons Learned? Gibt es unerwartete Folgen, die zu neuen Probleme führen?
  • Ziel: wichtige Kennzahlen über den Projekterfolg oder Projektmisserfolg zu gewinnen
  • Werkzeuge: 5S-Methode, Poka Yoke (Error Proofing)

 

6.2 Six Sigma - Rollenverteilung

Ein weiteres wesentliches Merkmal des Six Sigma-Konzepts sind die sogenannten Gürtel. Diese Metapher ist dem Kampfsport entlehnt und soll sichtbar machen, dass es viel Fleiß, Training, Ausdauer und Kampfeswillen braucht, um Six Sigma im Unternehmen und bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fest zu verankern, sodass alle Prozesse optimiert und fehlerfrei sind und die Produkte perfekte Qualität haben.

Die Six Sigma-Gürtel machen für alle im Unternehmen sichtbar, welche Kompetenzen und Erfahrungen ein Träger dieses Six Sigma-Zertifikats mitbringt. Es werden in aufsteigender Reihenfolge unterschieden:

  • Yellow Belt: Neuling oder Einsteiger in das Thema Six Sigma, der bei Teilaufgaben unterstützt
  • Green Belt: Projektmitarbeiter mit ersten Erfahrungen als Leiter einfacher Six Sigma-Projekte
  • Black Belt: Besitzt eine hohe Fachkompetenz und ist mit den Methoden vertraut. Er ist befugt, Projekte zu leiten, die Green Belts zu coachen und hat Erfahrungen in Bezug auf statistische Methoden. Außerdem ist er für das Erstellen der Projektberichte verantwortlich
  • Master Black Belt: Er ist für das Coaching der Black Belts verantwortlich, trainiert diese und leitet wichtige Projekte. Ansonsten agiert er mehr als Berater und entwickelt die Six Sigma Strategie weiter.
  • Champion: Er ist befugt, die Einführung zu untersuchen, Entscheidungen zu treffen, das Gesamtvorgehen zu definieren, Projekte auszuwählen und den dazugehörigen Terminplan festzulegen. Zudem unterstützt er die Führungsriege bei der Vermittlung der Vision.

 

7. Beispiele

Welch ein Unterschied es ist, ob Ihre Firma auf einem Vier- oder Sechs-Sigma-Niveau arbeitet, zeigen folgende Beispiele:

  • Arbeitet die deutsche Post auf einem 99%-Niveau, gehen ihr täglich über 600.000 Briefe verloren oder werden falsch zugestellt. Bei einem Six Sigma-Niveau, sprich 99,99966%, reduziert sich die Menge verlorengegangener Sendungen drastisch auf 204 Briefe.
  • In Deutschland werden jährlich 5.120.409 Autos produziert. Würde die Automobilindustrie auf einem Vier-Sigma-Niveau arbeiten, würden jährlich 232.467 fehlerhafte Fahrzeuge produziert werden. Da die Produktion der Autos standardisiert ist und Fehler vermieden werden müssen, entstehen auf einem Six Sigma-Niveau nur 17 Fehler pro Jahr. Heruntergerechnet auf die tägliche Produktion wären das nur 0,05 Autos am Tag, sprich nur jeden 19. Tag wird ein fehlerhaftes Fahrzeug hergestellt.

 

8. Zuordnung greenQuality-Portfolio

  • Home of Quality
  • Home of Process
  • Home of Organization

 

9. Verwandte Themen

  •        Lean Six Sigma

 

10. Quellen

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